Chronik

  Die Kleingartenanlage "Gstütt" entstand im Frühjahr 1943. In den Kriegsjahren war das Essen knapp. Deshalb stellte die Stadt Straubing auf der Gstüttinsel eine Wiesenfläche von 29163 m² für kleingärtnerische Nutzung zur Verfügung. Diese wurde in 89 Parzellen aufgeteilt. Es waren hauptsächlich Arbeiter der Stadt da diese keine Möglichkeit hatten Gemüse, Kraut und Kartoffeln anzubauen. In den letzten Tagen des Krieges fielen noch 3 Bomben in die Anlage, welche 3 Gärten samt Lauben vernichteten. Nach dem Krieg wurden einige Gartenhäuser als Wohnungen benutzt. Dies duldete die Stadt Straubing stillschweigend, denn sie war froh, dass die Familien Unterkunft hatten. Im Laufe der Zeit und des besseren          Wohlstandes stellte sich auch in den Gärten eine Wende in der Bewirtschaftung ein. Durch den Ausbau der Donaubrücke mussten 15 Gärten aufgelöst werden. Bei fast konstanter Mitgliederzahl werden die 71 Gärten mit viel Freude von ihren Pächtern bearbeitet.
 
Im Jahr 2025 blicken wir auf eine beeindruckende Historie unserer Kleingartenanlage Gstütt zurück. Vor einiger Zeit wurden wertvolle Fundstücke – alte Dokumente, Bilder und Texte – entdeckt, die uns tiefe Einblicke in die Vergangenheit unserer Anlage geben. Sie erzählen die Geschichte einer Gemeinschaft, die über Jahrzehnte hinweg die Liebe zur Natur und das Miteinander gepflegt hat.
Die Entdeckung der Anfänge: Ein Blick zurück
Die gefundenen Unterlagen bestätigen, dass die Kleingartenanlage Gstütt im Jahr 1943 gegründet wurde. Ein Schreiben vom 17. Juli 1993, das wir unter den Fundstücken fanden, feiert stolz das 50-jährige Jubiläum. Es erinnert uns daran, wie sich die Anlage von ihren bescheidenen Anfängen zu dem entwickelt hat, was sie heute ist. Die damaligen Reden und Beiträge würdigen die Bedeutung der Kleingärten, die in Europa seit rund 200 Jahren und in Deutschland seit über 150 Jahren eine wichtige Rolle spielen. Die ursprüngliche Idee, die auf Dr. Schreber zurückgeht, sollte die Stadtbevölkerung mit frischem Obst und Gemüse versorgen und Kindern eine sinnvolle Freizeitbeschäftigung an der frischen Luft bieten – ein Gedanke, der in den alten Dokumenten immer wieder hervorgehoben wird.
Zeugnisse einer bewegten Zeit: Krieg, Wiederaufbau und Wandel
Besonders eindringlich sind die Passagen, die von den Kriegszeiten berichten. Die gefundenen Texte belegen, dass die Kleingärten während beider Weltkriege eine entscheidende Rolle für die Versorgung der Bevölkerung spielten. Unsere Anlage, 1943 gegründet, war in den letzten Kriegsjahren eine wichtige Nahrungsquelle für Straubing. Die Dokumente erzählen auch von den drei Bomben, die unsere Anlage trafen und die Gärten schwer beschädigten. Doch trotz der Zerstörung wurde mit viel Mühe und Zusammenhalt wieder aufgebaut. Diese Fundstücke zeigen uns, wie die Gartenhäuser damals sogar als Notunterkünfte dienten – ein berührendes Zeugnis der damaligen Umstände.
Die alten Papiere geben uns auch Einblick in den Wandel der Nutzung: Von der anfänglichen Tierhaltung, die durchaus zu Konflikten führte, bis hin zur Entwicklung des Gartens als Ort der Erholung und Freizeitgestaltung. Die Einführung von Strom und Wasser, ebenfalls in den Fundstücken erwähnt, markierte einen bedeutenden Fortschritt für unsere Gärtner.
Die Jubiläen und die Gartenhymne: Herzstücke der Gemeinschaft
Ein besonderes Highlight unter den Fundstücken ist das Programm des Jubiläums der Kleingärtner, das von einem Gedicht über das „Stückchen Paradies“ begleitet wird. Es fängt die Freude und den Stolz der damaligen Zeit perfekt ein. Ebenso beeindruckend ist die „Gstütter Gartenhymne“, die wir unter den Fundstücken entdeckten. Ihre Melodie und ihr Text, verfasst von Manfred S. Czech im Jahr 2007, sind bis heute Ausdruck der tiefen Verbundenheit und des gemeinsamen Geistes, der unsere Anlage prägt. Sie sind Zeugnis lebendiger Tradition und gemeinsamer Feste.
Ein Erbe für die Zukunft: 2025 und darüber hinaus
Diese Fundstücke sind nicht nur Relikte aus der Vergangenheit; sie sind ein lebendiges Erbe, das uns daran erinnert, wie wichtig Gemeinschaft, Naturverbundenheit und Eigeninitiative sind. Sie zeigen uns, wie sich die Kleingartenanlage Gstütt über ein halbes Jahrhundert hinweg entwickelt hat – von einem Versorgungsort in Krisenzeiten zu einem Paradies der Erholung und des Miteinanders im Hier und Jetzt.
Im Jahr 2025 können wir mit Stolz auf diese Geschichte zurückblicken. Die damaligen 98 Mitglieder, die das „reine Vergnügen“ am Gärtnern fanden und ihr „Hobby ganz besonderer Art“ pflegten, haben den Grundstein für das gelegt, was wir heute sind. Die Kleingärten sind nach wie vor ein Ort, an dem man dem Alltag entfliehen, frische Luft atmen und die Früchte der eigenen Arbeit genießen kann.
Ich bedanke mich recht herzlich bei Familie Hilse für diese Fundstücke, die uns die reiche Geschichte unserer Kleingartenanlage Gstütt vor Augen führen und uns inspirieren, dieses wertvolle Erbe für kommende Generationen zu bewahren.